Wie viel Energie unser Haus braucht

von | Jan 1, 2017 | 4 Kommentare

Eine der drängendsten Fragen im gesamten Hausbauprozess war: wie viel Energie braucht unser etwa 170qm großes Haus denn eigentlich? Nun haben wir das erste volle Kalenderjahr mitnotiert und können diese Frage in Bezug auf Strombezug, Fernwärmebezug und auch Wasser beantworten. Auch für unsere Photovoltaikanlage können wir die Frage der erzeugten, der eingespeisten und der selbst verbrauchten Kilowattstunden (kWh) beantworten.

 

Fernwärme

Im Kalenderjahr 2016 haben wir 434,35 Euro (1,19 Euro pro Tag) für die Grundgebühr und 347,82 Euro (6.035 kWh * 5,7634 Cent) für die entnommene Fernwärme investiert. Das macht kombiniert monatlich im Schnitt 65,18 Euro (782,17 Euro / 12). Das Haus war durchgängig zwischen 20°C und 21°C temperiert. Dieser kombinierte Preis für Wärme ist für ein KfW40-Haus nicht gerade günstig. Bei anderen Bauherren von unserem Hausbauer, die sich für eine Wärmepumpe als Heizungsform entschieden haben, haben wir von Stromkosten in Höhe von 40 Euro im Schnitt monatlich für Fußbodenheizung und Warmwasseraufbereitung gehört. Gerade im Zusammenspiel mit der Photovoltaik würde eine Wärmepumpe den Eigenverbrauch von Photovoltaikstrom erhöhen und damit die Photovoltaik lohnenswerter machen. Was uns besonders irritiert ist aber, dass gerade die Grundgebühr, an der man auch durch Verbrauchsoptimierung nichts ändern kann, ganze 55,5% der Kosten für Fernwärme ausmacht. Aber wir haben leider keine Wahl.

 

Strom & Photovoltaik

Im Kalenderjahr 2016 haben wir 1.647 kWh Strom für 402,69 Euro (24,45 Cent je Kwh) aus dem öffentlichen Netz bezogen. Von unserem selbst produzierten Strom (Photovoltaik mit 6,36 kW) haben wir 942 kWh selbst verbraucht, sodass unser Gesamtverbrauch bei 2.589 kWh lag. Eingespeist haben wir 4.860 kWh, wofür wir eine Einspeisevergütung in Höhe von 607,50 Euro (12,5 Cent je kWh) erhalten haben.

Wenn wir die Grundidee von unserem Baugebiet betrachten, stellt sich für uns die Frage, wie hoch war denn unser Autarkiegrad bei Strom? Der Anteil von selbst produziertem Strom an unserem Gesamtstromverbrauch lag bei 36,4 Prozent. Der Wert entspricht ungefähr dem, was normal ist. Optimieren könnten wir dies noch, wenn wir uns einen Stromspeicher zulegen würden. Damit soll ein Autarkiegrad von bis zu 70% möglich sein. Ein Speicherhersteller ist die Firma E3/DC. Die Produkte sind nicht schlecht. Einige Nachbarn von uns haben sich dort einen Speicher gekauft. Ein neues Produkt von E3/DC ist „Kostenneutrale Energieversorgung – ZERO by E3/DC„. Klingt auf jeden Fall gut, der Marketingeffekt funktioniert zumindest bei uns. Den dort angewandten Rechenweg werde ich nun versuchen, auf unsere Anlage anzuwenden, und prüfen, ob wir bereits heute ohne Stromspeicher eine kostenneutrale Energieversorgung bei Strom haben. Dabei wird zugrunde gelegt, dass der Eigenverbrauch, die eingespeisten kWh und die fremdbezogenen kWh am Ende des Jahres verrechnet auf 0,00 Euro kommen. Das wäre kostenneutral nach E3/DC.

Wie sieht es also bilanziell bei uns aus, sind wir ZERO:
+ 607,50 Euro ¹ (Einspeisevergütung)
+ 93,73 Euro ² (gesparte Kosten durch Eigenverbrauch)
– 48,48 Euro ³ (Stromgrundgebühr)
– 402,69 Euro ⁴ (Stromfremdbezug)
– 117,75 Euro ⁵ (entgangene Einspeisevergütung bei Selbstverbrauch)
= +132,31 Euro.

Das Ergebnis ist, dass wir auch ohne Speicher schon Zero sind bzw. bekommen im Jahr 2016 sogar 132,31 Euro. Wenn man ehrlich ist, sind die Erträge aus der Einspeisevergütung nicht dafür gedacht, bei den laufenden Stromkosten auf „ZERO“ zu kommen, sondern eigentlich refinanziert man damit die Photovoltaikanlage.

¹ 4.860 Kwh * 12,5 Cent, ² Differenz zwischen Fremdbezugskosten und Einspeisevergütung, also 22,45 Cent – 12,5 Cent * 942 Sebstverbrauchte Kwh, ³ 12 * 4,04 Euro, ⁴ 1647 Kwh * 22,45 Cent, ⁵ 942 Selbstverbrauchte Kwh * 12,5 Cent.

 

Wasser

Im Kalenderjahr 2016 haben wir 78,14 Kubikmeter Wasser für Brauchwasser und Gartenbewässerung verbraucht. Dies hat uns 304,10 Euro (78,14 Kubikmeter * (1,82 Euro Bezug + 1,85 Euro Abwasser) + 17,33 Euro Grundgebühr) gekostet.

 

Zusammenfassung

Mit durchschnittlichen monatlichen Kosten von 134,95 Euro für Wärme (65,18 Euro), Strom (47,41 Euro) und Wasser (25,34 Euro) sind wir sehr zufrieden. Wenn wir davon die Erträge der Photovoltaik (50,63 Euro) abziehen, haben wir im Durchschnitt sogar nur noch 84,32 Euro im Monat.

Generell müssen wir aber sagen, dass wir die Grundgebühr für Fernwärme von knapp 36 Euro für viel zu hoch halten. Wie kann man mit jeder Neuauflage der Energieeinsparverordnung immer geringere Verbrauchswerte von Häusern fordern, auf der anderen Seite aber in unserem Fall gerade diese Häuser per Dienstbarkeit im Grundbuch dazu zwingen, sich an eine Technologie anzuschließen, die eigentlich davon lebt, dass immer genügend Energie abgefordert wird. Unser Haus verbraucht nicht viel Energie. Merken tun wir das bei den Energiekosten aufgrund der hohen Grundgebühr wenig. Wie kann eine Technologie wie die Fernwärme verpflichtend sein, wo bei uns z.B. aufgrund des geringen Verbrauchs trotz 21°C im Haus die Grundgebühr 55% der Gesamtkosten für Fernwärme ausmachen!?

Die drei W’s: wer, was und warum

Hallo, hier findest Du das Bautagebuch von Carina & Jonas. Wir haben lange überlegt, ob wir die Zeit neben dem Bau aufwenden wollen und ein Bautagebuch schreiben. Wir haben uns dafür entschieden, da es bisher kaum Informationen von Bauherren zu den Häusern von Suckfüll – Unser Energiesparhaus gibt. Die Beiträge spiegeln unsere persönliche Wahrnehmung des Baus wieder. Wir hoffen, dass wir damit dem Einen oder Anderen bei seinen Entscheidungen beim Bau helfen können und wünschen viel Spaß beim Stöbern.

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